| Zwischen Wortgefecht und Kompromiss

Wie gelingt der Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis?

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©istock/James Brey

Im Auftrag des Climate Service Center 2.0 (CS2.0) entstand der erste umfassende Literaturbericht zum Thema Transdisziplinarität. Der Forschungsbedarf liegt auf der Hand: Bei Dialogen etwa wie Energiewende, Elbvertiefung oder Anpassung an den Klimawandel treffen Akteure aus unterschiedlichsten wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Gruppen aufeinander.

Portrait Carina Brinkmann

Carina Brinkmann

Die Kernfrage des Literaturberichts lautet: Was weiß die Forschung über gelingende Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis? „Uns war klar, dass zu diesem Thema viele verschiedene Ansätze existieren“, sagt Hauptautorin Carina Brinkmann, die für das CS2.0 tätig ist. „Überrascht hat uns jedoch, dass zwischen diesen ,Schulen‘ bislang so gut wie kein Austausch stattfindet.

Fallbeispiele zu den vorhandenen Ansätzen stammen aus so unterschiedlichen Bereichen wie der Regionalentwicklung, der Gesundheitswissenschaft, der Psychologie oder der Umweltforschung.

Susanne Schuck-Zöller

Susanne Schuck-Zöller

„Hier liegt der Grundgedanke unseres Projekts“, erklärt Projektleiterin Susanne Schuck-Zöller vom CS2.0.„Wir wollen die verschiedenen wissenschaftlichen Fächer zusammenbringen, die eng mit der Praxis kooperieren, und erfahren, was alle voneinander lernen können."

Welche Faktoren den Dialog mit Experten aus der Praxis gelingen lassen, darauf geben wichtige transdisziplinäre Ansätze – etwa von der ETH Zürich oder dem Frankfurter Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) – durchaus Antworten: Man gibt allen Parteien einen sichtbaren Einfluss auf den Dialog, klärt frühzeitig die Ziele aller Gesprächspartner, hat einen neutralen Moderator mit an Bord und bedient sich einer allgemeinverständlichen Sprache.

Jedoch fehlt es bislang an unabhängigen Bewertungen der vorhandenen Modelle. Hier sehen die Autoren und Autorinnen den größten Forschungsbedarf.

Portrait Simone Roedder

Simone Rödder

„Es existiert bislang keine Meta-Evaluation, die mehrere Ansätze miteinander vergleichen würde“, sagt Dr. Simone Rödder vom Exzellenzcluster CliSAP der Universität Hamburg.Neben den Wissenschaftlerinnen aus Hamburg hat auch Dr. Matthias Bergmann vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und von der Leuphana Universität Lüneburg an dem Bericht mitgewirkt.

Die Autoren und Autorinnen präsentieren ihre Ergebnisse am 25. November 2014 zum Auftakt des zweitägigen Workshops „Dialoge zwischen Wissenschaft und Praxis“ in Hamburg. Zu diesem Workshop erwartet das CS2.0 Wissenschaftler und Praxisakteure, die Erfahrung mit Dialogen zwischen Wissenschaftlern und Praxisakteuren haben.

Der kostenlose Workshop soll in kleinen Arbeitsgruppen Prinzipien des guten Praxispartner-Engagements ermitteln, Methoden und Good-Practice-Beispiele diskutieren und weiteren Forschungsbedarf identifizieren.

Veröffentlichung: Brinkmann, C.; Bergmann, M.; Rödder, S.; Schuck-Zöller, S. (in print): Zur Integration von Wissenschaft und Praxis als Forschungsmodus ─ ein Literaturüberblick. CS-Report 23, Hamburg 2015